Mentor

Selbstfahrender Bus: eine Reise in die Zukunft

Von links: Petra Piffer und Francesco Morandi (SASA), Hubert Hofer (NOI Techpark), Roberto Maldacea (I-Mobility Garage), Bürgermeister Paul Rösch, Landesrat Daniel Alfreider und Stadträtin Madeleine Rohrer.

Ziel des Projekts Interreg MENTOR ist es, die Nutzung von umweltfreundlichen Transportmitteln praktikabler und nutzerfreundlicher zu gestalten. Von 2019 bis 2021 testen Meran und die schweizerische Partnerstadt Briga-Glis zum ersten Mal in kleinen Orten im Alpenraum innovative Mobilitätsformen, die auf dem Konzept Mobility-as-a-Service (Mobilität als Service) basieren.
Projektpartner sind NOI TechPark, SASA und Postauto Schweiz. MENTOR analysiert die Bedürfnisse der Mobilitätsakteure in der Stadtgemeinde Meran und Umgebung, um ein neues funktionierendes und nachhaltiges Pilotprojekt für Mobility as a Service im ländlichen anstatt im städtischen Raum zu schaffen. SASA übernimmt den technischen Teil des Projekts und die Datenintegration.

 

Bis zum 1. Dezember fanden öffentliche Tests auf einer Strecke im Stadtzentrum statt. Der Bus erkennt selbständig den Weg und kann Hindernisse umfahren.

Nur ein paar hundert Meter für ein Elektrofahrzeug, aber eine große Strecke für das autonome Fahren in Italien. Ein wichtiges Datum, dieser Montag, 25. November in Meran, an dem zum ersten Mal in Italien ein selbstfahrender Elektro-Kleinbus auf einem urbanen Parcours öffentlich getestet wird. Ein Experiment, das insgesamt eine Woche dauert, und in diesen sieben Tagen interessierte Bürgerinnen und Bürger mit auf eine Reise in die Zukunft nimmt – ohne Fahrer, dafür mit ganz viel innovativer Technologie.

Dabei ist es kein Zufall, dass der Test in Südtirol stattfindet, der „green region“, immer vorne mit dabei, wenn es um Themen wie Nachhaltigkeit und Innovation (vor allem im Automobilbereich) geht, und strategischer Knotenpunkt zwischen Nord- und Südeuropa.

„Die Zukunft der Mobilität ist digital und vernetzt. Wir setzen uns dafür ein, dass das Auto nicht mehr erste Wahl ist, sondern die Bürger noch viel mehr auf öffentliche Mobilitätsformen umsteigen. In diesem Sinne möchte ich alle dazu einladen, den selbstfahrenden Bus zu testen und diese zukunftsweisende Art des öffentlichen Nahverkehrs kennenzulernen“, zeigte sich Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider bei der Pressekonferenz begeistert.

Best Practice

Mit den europäischen Best Practice mithalten und Vorreiter im Bereich der smarten und nachhaltigen Mobilität sein – genau das ist das Ziel des Experiments mit dem elektrischen Fahrzeug, das auf leisen Sohlen und mit maximaler Sicherheit dieser Tage seine Runden durch die Passerstadt zieht. Eine ganze Woche lang, bis zum 1. Dezember, jeweils von 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, können interessierte BürgerInnen sich beim Informationsstand im Gartenweg am oberen Ende der Wandelhalle einfinden. Dort starten die Testfahrten mit dem Shuttlebus, der in knappen 10 Minuten einen abgesperrten Parcours durch die historischen Gassen Merans abfährt.

Das Experiment ist Teil des Projekts Mentor, das mit 1,5 Millionen Euro vom Kooperationsprogramm Interreg V-A Italien-Schweiz finanziert wird und an dem die Stadtgemeinde Meran und die Schweizer Stadtgemeinde Brig-Glis beteiligt sind. Technologische Partner des Projekts sind das Innovationsviertel NOI Techpark in Bozen sowie SASA und PostAuto, zwei Unternehmen, die sich seit jeher der Integration neuer Technologien in die Mobilität verschrieben haben. Ebenfalls beteiligt ist die STA Südtirol.

„Mentor bringt die Mobilität der Zukunft nach Meran – weit mehr als nur einen selbstfahrenden E-Bus. Denn es geht darum, für die individuellen Bedürfnisse maßgeschneiderte Mobilitätslösungen anzubieten, unter anderem mit Bike Sharing, Car Pooling und Rufbussen, buchbar in Echtzeit übers Smartphone. Meran testet diese Art der Mobilität, damit die Stadt und ihre Menschen diese Entwicklung selbst mitgestalten können“, erklärte Mobilitätsstadträtin Madeleine Rohrer bei der Pressekonferenz.

Bürgermeister Paul Rösch zeigte sich zufrieden, dieses erste italienweite Experiment dieser Art in Meran durchführen und den selbstfahrenden Bus der Bevölkerung vorstellen zu können.

"Die Gestaltung der zukünftigen Mobilität im Alpenraum, wo ganz andere Bedingungen als in den dicht besiedelten Großstädten gegeben sind, stellt für uns eine spannende Herausforderung dar. Wie man technische Innovation mit umweltschonenden Kriterien in Einklang bringen kann, das ist eines der wesentlichen Entwicklungsthemen, mit denen sich unser Innovationsviertel in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Forschungszentren und Universitäten aus den Alpenländern auseinandersetzt. Auf die neuen Perspektiven, wie Fahrzeuge in Zukunft gebaut werden und die Mobilität von morgen aussehen wird, richten wir stets große Aufmerksamkeit. So werden wir unter anderem 2021 in Bruneck einen Außensitz von NOI Techpark eröffnen, der ganz dem Automobilsektor gewidmet ist", unterstrich Hubert Hofer, Vizedirektor von NOI Techpark.

Das Fahrzeug

Der Shuttlebus wird vom französischen Unternehmen Navya, in Zusammenarbeit mit dessen italienischem Partner I-Mobility Garage, zur Verfügung gestellt. Navya ist Marktführer in der Entwicklung von autonomen Fahrsystemen, mit über 1,5 Millionen gefahrenen Kilometern weltweit und mehr als 20 Ländern, die diese Art von Experiment bereits genehmigt haben. In Europa ist Navya in Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Österreich, Belgien, Luxemburg, Norwegen, Schweden, Monaco und Estland tätig.

Der Direktor von I-Mobility Garage Roberto Maldacea erklärte, dass der Kleinbus in Meran mit einem von Navya entwickelten System ausgestattet sei, das modernste Sensoren mit 17 Satelliten und einem ausgeklügelten GPS-System kombiniert – bereits einsatzbereit auch im 5G-Netz. Gemäß internationalen Vereinbarungen ist die Geschwindigkeit des Shuttlebusses auf 25 km/h begrenzt.

Die Fehlerquote des Fahrzeugs beträgt nur einen Zentimeter: Die Technologie wurde in der Tat für den Einsatz in historischen Stadtzentren, in verkehrsberuhigten Bereichen, in Fußgängerzonen, in Krankenhäusern, auf Universitätsgeländen, in Themenparks und in großen Unternehmen entwickelt. An Bord finden während den Testfahrten bis zu 15 Personen Platz – darunter eine Person, die für das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste verantwortlich ist und nebenbei Informationen zur Technologie und zur Funktionsweise gibt sowie Fragen beantwortet.

Die Mitarbeiter von I-Mobility Garage begleiten das gesamte Experiment in Meran, um die Bevölkerung zu informieren und die Fahrt im neuartigen Transportmittel so angenehm wie möglich zu gestalten. Für das Experiment in Meran wurde ein kleiner Abschnitt im Stadtzentrum für den restlichen Verkehr abgesperrt, da es in Italien bisher keine gesetzliche Genehmigung solcher Tests auf befahrenen Straßen gibt.

Navya und I-Mobility Garage zeigen sich jedoch zuversichtlich, dass bald auch hierzulande, wie im Rest von Europa bereits geschehen, die Erprobung von Fahrzeugen ohne Fahrer auf für den Verkehr geöffneten Straßen möglich gemacht wird.

Das Projekt

Mentor ist auf drei Jahre ausgelegt und soll die Mobilität in den Alpenregionen Südtirol und Schweiz revolutionieren. Der Fokus liegt auf einem Ad-hoc-System, das vor allem für Gebiete gedacht ist, in denen es viele kleinere Städte und Ortschaften untereinander zu verbinden gilt. Das Projekt beruht auf drei Schwerpunkten: dem Aufbau und der Implementierung eines Bike-Sharing-Dienstes; der Schaffung einer Carpooling-Kultur (und der dazugehörigen Plattform) und dem Umdenken in Hinblick auf das Konzept des öffentlichen Nahverkehrs, hin zu On-Demand-Bussen. Dafür sollen Nutzeranfragen gesammelt und ausgewertet und ein maßgeschneiderter Service entwickelt werden.